Was ist die Traditionelle Europäische Medizin (TEM)?

Bei der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) handelt es sich um eine Vielfalt naturbasierter, alternativer Behandlungsmethoden, die im europäischen Kulturraum entstanden sind. Die Gemeinsamkeit der verschiedenen Therapien ist dabei der ganzheitliche Ansatz. Im Gegensatz zur Schulmedizin, bei der die Behandlung oft symptombasiert und punktuell erfolgt, wird bei der Traditionellen Europäischen Medizin der ganze Mensch in den Blick genommen. Dabei geht es nicht nur um Körper, sondern auch um Geist und Seele, deren Gleichgewicht oder Ungleichgewicht einen großen Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden haben können. Der Mensch wird als Teil eines Ganzen gesehen, das in Wechselbeziehung zu seiner Umwelt steht. Die Anwendung der TEM kann ergänzend zur wissenschaftlichen Schulmedizin erfolgen. Einige der Ansätze, beispielsweise die Kneipp-Therapie, sind von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden.

Apotheke Trofaiach

Naturheilkunde:
Anders als die Schulmedizin, deren Medikamente oft auf künstlichen Wirkstoffen basieren, greift die Naturheilkunde einzig und allein auf in der Natur vorkommende Mittel und Reize zurück. Dazu gehören neben Phytotherapie (pflanzliche Wirkstoffe) auch Bewegungstherapie, Hydrotherapie (Wasser, sowohl kalt als auch warm), Ernährungstherapie (eine individuell angepasste Diät) und Ordnungstherapie (Strukturierung der inneren und äußeren Lebensordnung). Auch Licht, Luft und Ruhe gelten als bewährte Heilmittel. Das Ziel der Naturheilkunde ist die Aktivierung der Selbstheilung von Körper und Seele.

Hildegard-Medizin:
Die heilige Hildegard von Bingen war eine benediktinische Äbtissin und Universalgelehrte, die die noch aus der Antike stammenden Säftelehre weiterentwickelte. Dieser zufolge gibt es im Körper jedes Menschen vier Säfte (Phlegmata und Schleime), die den vier Elementen entsprechen. Das trocken-warme Feuer wird dem Choleriker zugeordnet, die feucht-warme Luft dem Sanguiniker, das feucht-kalte Wasser dem Phlegmatiker und die trocken-kalte Erde dem Melancholiker. Jede Störung des idealen Mischverhältnisses der Säfte hat eine der 24 von Hildegard von Bingen beschriebenen Krankheiten zur Folge. Dabei geht es um den Dreiklang von Körper, Geist und Seele.

Homöopathie:
Die Homöopathie wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Sein Grundsatz war, dass Ähnliches mit Ähnlichem geheilt werden solle. Nimmt ein Gesunder das homöopathische Mittel ein, soll es dieselben Symptome hervorrufen, von denen ein Kranker mit diesem Mittel geheilt werden kann. Dabei geht es nicht nur um körperliche Symptome, sondern auch um ein mögliches Ungleichgewicht des Geistes und der Emotionen. Die pflanzlichen Wirkstoffe werden in der Homöopathie potenziert, also verdünnt, was die Wirkung um ein Vielfaches verstärken soll.

Bach-Blütentherapie
Diese Blütentherapie basiert auf der Weltanschauung des englischen Arztes Edward Bach (1886-1936). Seine Behandlung hat das Ziel, die unsterbliche Seele auf geistig-seelischer Ebene mit der Persönlichkeit zu harmonisieren. Auch hier ist ein Ungleichgewicht Ursprung von Krankheiten. Edward Bach hat 38 Pflanzen mit Heilwirkung identifiziert und sie verschiedenen Persönlichkeitstypen zugeordnet. Es gibt Bach-Blütenessenzen für Menschen mit Angst, Unsicherheit, Überempfindlichkeit, Mutlosigkeit und viele weitere Gemütszustände.

Spagyrik:
Die Spagyrik befasst sich mit der Herstellung von Heilmitteln, die durch ein spezielles Herstellungsverfahren an Wirkungskraft gewinnen. Die Bezeichnung setzt sich aus den griechischen Wörtern „spao“ (trennen) und „ageiro“ (vereinen) zusammen. Grundlage ist die Theorie, dass alle Stoffe auf einem Urstoff basieren, der zunächst in seine drei Komponenten aufgeteilt werden muss. Erst dann kann er neu zusammengesetzt werden und ergibt einen neuen, idealen Wirkstoff. Diese Vorgehensweise stammt noch aus der antiken Alchemie und wurde im Mittelalter unter anderem von Paracelsus betrieben.

Kneipp-Medizin:
Viele kennen die Kneipp-Becken, in denen man mit nackten Beinen in eiskaltem Wasser seine Runden dreht. Doch die Wasseranwendungen sind nur eine von fünf Säulen des von Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) entwickelten Ansatzes. Er enthält auch Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen, Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Ordnungstherapie (bewusste Lebensführung). Diese Therapien können die wissenschaftliche Medizin ergänzen und sowohl prophylaktisch als auch kurativ (heilend) eingesetzt werden. Die Kneipp-Medizin wurde von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt.